Zwei Monate lang haben wir den Kinderwunsch in den Urlaub geschickt. Nichts drehte sich um traditionelle chinesische Medizin, Folsäure, Cervix-Schleim, Ultraschalltermine, Predalon oder Eisprung. Jedenfalls nicht in unseren Gesprächen und nur wenig in unseren Gedanken. Wir haben die Zeit genossen, waren feiern, tranken Alkohol und haben auch mal eine Zigarette geraucht. Es war richtig befreiend.
Andererseits bin ich weit entfernt von entspannter Urlaubsstimmung. Der Sommer ist beruflich immer besonders eng getaktet, die lieben Freunde, Geschwister und die Frau kommen zu kurz. Dieses Jahr ist es besonders schlimm, denn zwischen Juni und Anfang September liegt nur ein freies Wochenende. Umso wichtiger ist es, dass ich mir einen Ausgleich schaffe. Freie Stunden sind für Rieke vorbehalten und Sport hilft mir den Stress der Arbeit loszuwerden.
Wenn ich nun auf die letzten zwei Monate zurückblicke, stelle ich fest, dass eine Kinderwunsch-Behandlung on top wohl etwas zu viel geworden wäre. Aber woran liegt das? Ist die Kinderwunsch-Behandlung tatsächlich so enorm belastend? Benötigt man so viel Aufmerksamkeit für dieses Thema?
Diese Fragen beschäftigen mich in letzter Zeit häufiger. Zum einen denke ich, dass die KiWu-Behandlung viele Ressourcen verbraucht und die Zeit danach richtig befreiend sein könnte, zum anderen will ich die Hoffnung auf ein eigenes Kind noch nicht aufgeben. Mir ist klar geworden, dass ich den Zeitpunkt für den Absprung nicht verpassen will. Ich möchte nicht mein letztes Hemd, letzten Nervenstrang und eine beträchtliche Anzahl von Lebensjahren in meinen Kinderwunsch investieren und womöglich dabei verbittern. Irgendwann ist einfach Schluss, auch wenn es womöglich noch unversuchte Behandlungsformen gibt.
Welche Strategie ist für mich also am besten, um ohne größere Schäden durch die klinische Kinderwunschzeit zu gelangen? Ich merke mir hilft es, wenn ich meiner Gefühlslage nachgebe – ja, richtige Gefühle zulasse. Außerdem sind mir Pausen wichtig. Zeiten, in denen die Emotionen runter kochen und andere Lebensinhalte in den Vordergrund rücken können. Zu guter Letzt hilft es mir, wenn Rieke und ich die Behandlung in Abschnitte unterteilen und wir uns ein Ende stecken, quasi einen Termin, an dem wir uns damit abfinden wollen, dass eigene Kinder nicht in unser Leben kommen werden. Diese Vorstellung ist traurig, aber ein ewiges Trachten nach kleinen Nachkommen, ist in meinen Augen verheerend.
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